Newsletter 023 Winter 2017
Wiedikon verliert einen Leuchtturm
Veröffentlicht am: 30.01.2017
Der DVD-Verleih Filmriss streicht die Segel. Er fiel der Digitalisierung zum Opfer – und unserer Bequemlichkeit.
Text: Ivo Mijnssen, Bild: Jessica Mijnssen
Ganz überraschend kam sie nicht, die Hiobsbotschaft vom 15. Januar: «Wir werden weggeklickt», schrieb die Inhaberin Liliane Forster an ihre Kunden. Leider hätten die wenigen Treuen unter ihnen nicht ausgereicht, um den Laden am Leben zu halten. Forster hat es versucht, mit Lohnverzicht, mit Kundenaktionen und sogar mit Bettelbriefen an die Stadt. Doch der Umsatz sei von Monat zu Monat gesunken – unaufhaltsam.
Das Ende von Filmriss ist traurig für das Quartier. Seit Jahrzehnten gehörte der Verleih zu Wiedikon, wie die Hymne des Rappers Phenomden oder der Reichsapfel im Wappen. Nun sind wir um eine Institution ärmer, gerade jetzt, da im Quartier das Angebot an möblierten Zweitwohnungen und teuren Boutiquen wächst; diese lassen Wiedikon zwar internationaler werden, aber auch austauschbarer erscheinen.
Ein Verleih mit einer Mission
Der Filmriss hingegen ist einzigartig. Als er 2005 von der Aemtler- an die Gutstrasse umzog, übernahm er das Lokal eines Marihuana-Ladens namens «Dream Cream», der als DVD-Verleih getarnt war. Bis heute hängt deshalb am Eingang ein Schild, das darauf hinweist, dass es hier kein Gras gebe. Dafür bietet der Verleih 20'000 Filme.
Will man allerdings den richtigen finden, ist das gar nicht immer so einfach. Die Ordnung nach Regisseuren und Genres fordert auch den erfahrenen Kunden. Dafür gibt es Liliane Forster und ihr Team, die stets den Überblick behalten, immer freundlich, geduldig und mit einer Mission: Ihre Lieblingsfilme bringen sie stets subtil an den Mann oder die Frau – mit einem Empfehlungs-Kleber oder im Rahmen eines inspirierten Monatsthemas.
Und doch muss ich auch selbst gestehen: In den letzten Jahren holten wir die Filme für den gemütlichen Abend zuhause weniger häufig im Filmriss. Die Bequemlichkeit riss ein – selbst für jene mit schlechtem Gewissen, die aus Prinzip keine Filme gratis aus dem Internet herunterladen. Doch Netflix, Amazon und vor allem Swisscom TV bauen ihr Angebot stetig aus: Da ist der eine Klick anstelle des Spaziergangs zum Filmriss nach einem langen Arbeitstag eben doch verführerisch.
Ein Stück Identität
Der Filmriss ist dem Reiz des einfachen Klicks zum Opfer gefallen. Bis Ende Juni gibt es ihn noch, bis dann wird auch die Sammlung abverkauft. Mit seinem Ende verschwindet ein Stück Identität aus Wiedikon – und es stellt eine Warnung dar: Wenn wir nämlich nicht mehr bereit sind, auch einmal einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen, um lokale Geschäfte zu unterstützen, steht das Quartierleben auf dem Spiel.
Total-Ausverkauf: Der Wiediker Filmverleih schliesst
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Die Ruhestätte mit den offenen Toren
Veröffentlicht am: 30.01.2017
Der Friedhof Sihlfeld schliesst abends nicht mehr seine Pforten. Schafft das Probleme?
Text/Bild: Jessica Mijnssen
Seit mehr als einem Jahr stehen die Tore des Friedhofs Sihlfeld rund um die Uhr offen. Offiziell gelten zwar immer noch die angeschlagenen Öffnungszeiten, doch wird der Friedhof in der Nacht nicht mehr geschlossen. Wie läuft es im Friedhof mit den offenen Toren?
Teil des Quartiers
Laut Rolf Steinmann, dem Leiter des Bestattungs- und Friedhofamts, gibt es nichts Negatives zu berichten. Missbräuche oder Vandalismus seien nicht festgestellt worden. Der Friedhof sei ein Teil des Quartiers und solle deshalb auch nachts nicht abgesperrt werden, ist er überzeugt.
Steinmann weist darauf hin, dass der Friedhof Sihlfeld die grösste innerstädtische Grünfläche Zürichs ist. Das Gelände ist zu 40 Prozent mit Gräbern belegt, die restlichen 60 Prozent wirken wie ein Park, den gerade im Sommer bei schönem Wetter viele Leute zur Erholung nutzen. Steinmann will, dass sich sowohl die Ruhe und Frieden suchenden Trauernden als auch die Freizeitgäste willkommen fühlen. Probleme gebe es nur ausnahmsweise: Manchmal hinterliessen die Leute Abfall oder seien mit dem Velo oder ihrem Hund unterwegs. Das geschehe aber eher bei Tageslicht, nicht in der Nacht.
Ruhe respektieren
Rolf Steinmann findet, die Herausforderung bestehe darin, die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass es immer noch ein Friedhof ist und wann Ruhezeit herrscht. «Denn in der Nacht ist kein Personal da, und der Friedhof ist nicht beleuchtet.» Nachbarn können trotzdem ruhig durch den Friedhof nach Hause laufen, statt einen Umweg zu machen. Und offenbar haben sie das im letzten Jahr auch oftmals gemacht, ohne die Ruhe zu stören.
Rolf Steinmann sieht den Friedhof als Teil des Quartiers
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Mehr als ein Schulhaus
Veröffentlicht am: 30.01.2017
Seit November entsteht auf der Aemtlerwiese ein Neubau. Aber was für eine Schule wird eigentlich genau gebaut hinter der Holzabschrankung?
Text: Arniko Dross; Bild: PD
Ich treffe die eine Hälfte des Architektengespanns camponovo baumgartner architekten im Gemeinschafts-Büro an der Konradstrasse im Kreis 5. Luca Camponovo erzählt bei einem Kaffee von den Ideen und Hintergründen des Projektes.
Nutzung in der Freizeit
So ist ein wesentlicher Aspekt die Nutzung über die schulische Zeit hinaus – als Ort, wo die Kinder ihre Freizeit verbringen sollen. Hierfür wollen die Architekten laut Camponovo im Gebäude eine Atmosphäre erzeugen, die sich deutlich von der «normalen» Schulhausatmosphäre absetzt.
Durch flexible Raumnutzungsmöglichkeiten und Dimensionen sowie Erker und Attikageschoss wird die vorgegebene, strenge Klassenzimmerstruktur aufgelockert und erweitert. Im Innenraum des Gebäudes sind die Bereiche analog zu Entwicklung und Alter der Kinder unterteilt und räumlich getrennt. Im Erdgeschoss ist der Kindergarten angesiedelt. Im 1.Stock sind die Betreuungsangebote für die Primarstufe und im 2.Stock jene für die Sekundarstufe untergebracht.
Zur Unterstreichung der gemeinsamen Nutzung wird durch Sichtbezüge jedoch eine Verbindung unter den verschiedenen Bereichen hergestellt. Camponovo erzählt, dass auch die Nutzung des Aussenraumes bei der Ausarbeitung des Projektes von diesen Leitgedanken geprägt wär. So sind die Zugänge zu den verschiedenen Aussenräumen ebenfalls altersgerecht konzipiert. Die Kindergartenkinder zum Beispiel können direkt vom Trottoir in «ihre» Räume gelangen.
Herzblut der Architekten
Beim Besuch des Modellbaus in der Obergeschoss-Werkstatt der Bürogemeinschaft wird deutlich, mit wie viel Herzblut das Architektengespann die Vision eines Betreuungsgebäudes durchdacht und entwickelt hat. Luca Camponovo ist gespannt darauf, wie sich diese Ideen in der praktischen Nutzung widerspiegeln werden, wenn im Frühjahr 2018 die neuen Aussen-und Innenräume von Kindern und Betreuungspersonen in Beschlag genommen werden. Das Quartier ist dann jedenfalls um einen markanten und innovativen Bau reicher.
Innovativer Neubau: Das Aemtler D soll auch ausserhalb der Schulzeiten benutzt werden
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Die «Aufwertung» Wiedikons
Veröffentlicht am: 30.01.2017
Im November besuchten PlanerInnen den Kreis 3. Sie wollten wissen, wie sich unser Quartier seit der Beruhigung der Westrasse entwickelt.
Text: Pete Mijnssen, Bild: Jessica Mijnssen
Noch ist es etwas früh, die Folgeerscheinungen der Aufwertungen an der Weststrasse abschliessend zu beurteilen. Zweifellos hat die Beruhigung vor gut vier Jahren zu einer Aufwertung des ganzen Quartiers geführt. Der Idaplatz ist vor allem im Sommer ein Magnet für das Ausgehvolk, heute noch mehr als vorher.
Intaktes Netz
Dennoch ist gerade der Prozess rund und die Neugestaltung des Idaplatzes ein gutes Beispiel für städtische Planung und Quartier-Mitwirkung. Auch der runde Tisch, an dem Barbetreiber und Quartierbewohner über die Übernutzungsprobleme stritten, sprechen für ein intaktes soziale Netz.
Ob etwa die möblierten Appartements einen Verdrängungseffekt auf den Wiediker Wohnungsmarkt haben, wollte jemand aus der Runde der 30 Teilnehmer an diesem verregneten Abend auf dem Idaplatz wissen. Zumindest sind die Hauspreise in den letzten Jahren weiterhin gestiegen.
Neue Luxus-Überbauung
Ein vorläufiger Höhepunkt ist der Verkauf des ehemaligen Samen-Geiser-Hauses an der Ecke Berta-/Goldbrunnenstrasse. Ein Immobilienfonds aus der Innerschweiz zahlte dafür über 20 Millionen Franken. Selbst eine grosse Baugenossenschaft, die lange mitbot, konnte bei diesen Preisen nicht mehr mithalten. Gebaut wird voraussichtlich 2018 ein fünfstöckiger Ersatz-Neubau mit Eigentumswohnungen.
Dieses Luxusprojekt ist ein Novum im ansonsten von eher moderaten Wohnungspreisen dominierten Quartier. Geht der Preisanstieg so weiter wie bisher, dürfte die Überbauung aber nicht die letzte gewesen sein.
Die Mieten im Quartier steigen - auch im geplanten Neubau beim jetzigen Samen Geiser
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Veröffentlicht am: 30.01.2017
Der Kulturmarkt hat im Dezember auf Antrag der städtischen Kommission für Theater einen Anerkennungspreis für seine Arbeit erhalten. Dieser ist mit 12'500 Franken dotiert. Der Kulturmarkt im Kreis 3 zeigt vorwiegend Theaterproduktionen, deren Fokus auf sozialen Themen und dem gesellschaftlichen Zusammenleben liegt. Ein Höhepunkt der letzten Saison war das Stück «Heimat». Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kulturmarktes hatten sich mit der Bedeutung dieses Wortes auseinandergesetzt. Ihre Assoziationen setzten sie musikalisch, szenisch und räumlich um. Der Kulturmarkt wird von 16 Festangestellten und rund 40 Stellensuchenden betrieben. Letztere vermittelt die Regionale Arbeitsvermittlung (RAV), worauf sie während einer befristeten Zeit im Kulturmarkt arbeiten. Geleitet wird der Kulturmarkt vom Kulturmanager und ehemaligen Leiter des Theaters Tuchlaube Aarau, Dieter Sinniger. (Hannes Weber)
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Veröffentlicht am: 30.01.2017
Post schliesst Filiale Giesshübel
Die Post dünnt ihr Netz weiter aus, auch im Kreis 3: Mitte Januar hat sie erklärt, in Zürich weitere vier Filialen zu schliessen, darunter auch jene beim Bahnhof Giesshübel. Etwas irreführend spricht die Post von einer «Modernisierung» ihres Netzes in Zürich. In der Realität bedeutet dies, dass die Grundversorgung durch Postagenturen garantiert wird. Das sind Postschalter in Apotheken oder Lebensmittelgeschäfte. Die Gewerkschaft Syndicom protestiert gegen den Abbau und spricht von einer Verschlechterung des Service. In ganz Zürich sind von der jüngsten Sparrunde 21 Postangestellte betroffen. Ob und wie sie andernorts beim Gelben Riesen weiterbeschäftigt werden, ist noch unklar. (Ivo Mijnssen)
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