Newsletter Frühling 2014
Wiedikon vier Jahre ohne Bad
Veröffentlicht am: 22.04.2014
Nächstes Jahr schliessen Freibad und Eishalle Heuried bis 2018. Die Anlage wird generalüberholt und umwelttechnisch auf den neusten Stand gebracht. Billig zu haben, ist das nicht.
Text: Steven Varco, Bild: Hannes Weber
Seit seiner Erst-Eröffnung vor genau einem halben Jahrhundert ist das Sportzentrum Heuried in die Jahre gekommen. Im Frühjahr 2015 wird es deshalb neu aufgebaut. Die Bauarbeiten sollen direkt nach Beendigung der Eissaison im Frühjahr 2015 beginnen. Nebst dem Freibad ist ein Neubau der Eisporthalle geplant, von dem auch die Jugend- und Eissportvereine profitieren.
Allerdings hat das seinen Preis: Die Wiediker müssen sich für die nächsten vier Jahre im Sommer eine andere Bademöglichkeit suchen. Die Gesamtkosten hören sich zudem mit insgesamt 81 Millionen Franken astronomisch an. Umso erstaunlicher war daher, dass neben dem Stadt- auch der bürgerlichere Gemeinderat den Objektkredit ohne Murren mit 107 gegen 12 Stimmen guthiess. Kritik gab es nicht einmal von Seiten der FDP und SVP. Die Mehrkosten werden vor allem mit der unerwartet starken Schadstoffbelastung des Baugrunds begründet. Doch auch um den Energieverbrauch auf die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft und Minergie-Standard zu senken, werden keine Kosten und Mühen gescheut. Die Anlage wird damit zu einer der sparsamsten in der ganzen Schweiz.
Das Freibad bietet in Zukunft durch eine bessere Ausnutzung des Grundstücks auch eine grössere Liegefläche. Zudem sind eine Verschiebung des bisherigen Planschbeckens und eine neue Wasserspiellandschaft vorgesehen. Die allseits beliebte und mit 132 Metern längste Rutschbahn der Region bleibt den Badegästen auch in Zukunft erhalten. Neu bleibt die Eishalle ganze elf Monate im Jahr geöffnet, das Ausseneisfeld wird stillgelegt. Die Abwärme der Kältemaschinen dient der Beheizung des neuen Sportzentrums und des Gemeinschaftszentrums Heuried. Auf dem Dach der Eishalle ist zudem eine Photovoltaikanlage mit Flachkollektoren geplant. Der so gewonnene Strom wird dann rund einen Viertel des Verbrauchs des Sportzentrums decken.
Die Eröffnung der Eissporthalle ist auf Ende September 2017 vorgesehen. Nach aktuellem Stand der Planung wird das Freibad erst im Frühling 2018 wieder zugänglich, wobei eine Eröffnung ein Jahr früher geprüft wird. Das letzte Wort hat die Stadtzürcher Bevölkerung: Im September stimmen wir über den Objektkredit ab.
«Sportzentrum geschlossen» – ein Anblick, an den sich Wiediker ab nächstem Jahr gewöhnen müssen.
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Schlafende Hunde und Bewilligungen
Veröffentlicht am: 22.04.2014
Ein Massagesalon an der Bertastrasse sorgte kürzlich für Unruhe. Solche Kleinstbetriebe brauchen neu eine Baubewilligung – mit teilweise kontraproduktiven Auswirkungen.
Text: Fabian Baumann, Bild: Ivo Mijnssen
Als das Amtsblatt im Februar das Baugesuch des Massagesalons Thai Lin an der Bertastrasse 31 publizierte, war die Aufregung zunächst gross. Prostitution im Wohngebiet? Schnell zeigte sich aber: Den Salon gibt es seit drei Jahren, negativ aufgefallen ist er bisher nicht. Hintergrund des Baugesuchs ist die Bau- und Zonenordnung (BZO) der Stadt Zürich. Sie legt fest, ob und welche Art der gewerblichen Nutzung in einer Liegenschaft erlaubt ist. Der Artikel 24c Absatz 3 der BZO verbietet das Führen von Bordellen in Quartieren, wo der Wohnanteil über 50 Prozent beträgt. Verschärfend wirkt seit Anfang 2014 die neue Prostitutionsgewerbeverordnung (PGVO). Diese schreibt vor, dass jeder Salon neben einer Bau- auch eine Betriebsbewilligung braucht.
Kleinstbordelle mit ein bis zwei Arbeitsplätzen, wo Frauen selbständig anschaffen, sind von der Betriebsbewilligung ausgenommen. Sie benötigen lediglich eine Baubewilligung. Eine solche wird oft nachträglich eingereicht, wie QN3 bereits am Beispiel Weststrasse aufgezeigt hat. Die Liegenschaft an der Bertastrasse 31 hat einen festgelegten Wohnanteil von 80 Prozent. Demnach wäre der im Haus betriebene Massagesalon nicht erlaubt. Im Massagestudio Thai Lin arbeiten laut Auskunft der Webseite aber nur zwei Frauen – ein bewilligtes Baugesuch reicht, um den Betrieb legal weiterzuführen. Auf Anfrage von QN3 wollte die zuständige Kreisarchitektin Denise Felder keine Auskunft zum Stand des Baugesuchs geben. Solche Fragen würden nur während der Planauflage beantwortet. Diese lief Ende Februar ab.
Ein wichtiges Ziel der PGVO ist der Schutz der Prostituierten vor Ausbeutung und Gewalt, insbesondere Menschenhandel. Aus dieser Warte sind Kleinstbetriebe, in denen Frauen mehr oder weniger selbstständig arbeiten, zu begrüssen. Die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration ist denn auch dagegen, Bordelle aus Wohngebieten zu verdrängen, da die Zonen ausserhalb abgelegene «und damit gefährliche Orte» darstellten. Gerade rund um die Langstrasse ist dieser Prozess aber als Folge der PGVO in vollem Gang. Alleine im vergangenen Jahr verschwand ein Drittel der Kleinstsalons, die Zahl grosser Etablissements wächst. Anlässlich einer Medienkonferenz des Stadtrats zur PGVO Anfang April wurde Kritik laut. «Die bisherige Prostitutionspolitik des Stadtrats ist konzeptlos und schizophren», meinte die Alternative Liste. Die PGVO habe genau das bewirkt, was sie nicht wollte: selbständig tätige Prostituierte in die Illegalität zu drängen.
Kleine Prostitutionsbetriebe stören in der Regel nicht.
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Verkehr in der zwölftgrössten Schweizer Stadt
Veröffentlicht am: 22.04.2014
Die Verkehrsprobleme bleiben in Wiedikon ein heisses Eisen. Doch immerhin die Diskussionen darüber werden im Quartier langsam sachlicher.
Text: Pete Mijnssen, Bild: Ivo Mijnssen
Anfang April lud der Gewerbeverein Kreis3 zu einer Mittagsveranstaltung zum Thema Verkehr und Baustellen ein. Wer eine weitere «Kropfleerete» erwartet hatte, wurde angenehm überrascht. Präsident Markus Rupper achtete streng darauf, dass die Diskussion nicht in ideologische Grabenkämpfe ausartete. Eingangs fügte er einige Fakten zu Wiedikon hinzu, die vielleicht nicht überall bekannt sind: Wussten Sie, dass das Quartier mit seinen 50'000 Einwohnern die zwölftgrösste Stadt der Schweiz ist? Im Anschluss diskutierten ein Vertreter von Avenir Suisse, Markus Traber vom Amt für Verkehr des Kantons Zürich sowie Andy Fellmann vom Tiefbauamt der Stadt Zürich über die Verkehrsprobleme dieses urbanen Milieus.
Das Gewerbepublikum nahm heisse Eisen wie «Mobility Pricing», also der kostenpflichtige Zugang zur Stadt für motorisierte Fahrzeuge, erstaunlich gelassen auf. Amtschef Markus Traber erklärte, der Kanton sehe darin eine reelle Chance, die wachsenden Strassen-Unterhaltskosten in den Griff zu bekommen. Angesichts der explodierenden Verantwortlichkeiten des Bundes im Strassenbereich muss der Kanton andere Finanzquellen suchen. Höhere Gebühren für den teuren Strassenunterhalt sind aber vor allem in den Städten nicht mehrheitsfähig. Darum heisst es beim (bürgerlichen) Kanton: mit Mobility Pricing Lücken schliessen und Nachfrage steuern. Traber versicherte den Gewerbetreibenden, dass ihre Bedürfnisse prioritär einzustufen seien, im Gegensatz zum wachsenden Freizeitverkehr.
Andy Fellmann von der Stadt Zürich erinnerte daran, dass die Stimmbürger 2011 einer verbilligten Parkkarte für Gewerbetreibende zugestimmt haben und es auf Stadtgebiet 1300 Parkplätze für Güterumschlag gibt. Mit der seit 2008 existierenden Zufahrtsdosierung und der Westumfahrung sei der Verkehr verflüssigt worden, was auch dem Gewerbe zugute komme. Deshalb nehme der motorisierte Individualverkehr seit 2009 leicht ab, der öV-Anteil wachse. Längerfristig könne die Stadt die vom Bund vorgegebenen Lärmschutzbestimmungen bis 2018 aber nur über Entschleunigung erreichen.
Bis die Wiediker Verkehrsprobleme gelöst sind, dauert es noch ein bisschen, aber immerhin redet man miteinander.
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Kirschblütenallee Bertastrasse
Veröffentlicht am: 22.04.2014
Vor vielen Jahren wurden entlang der Bertastrasse Kirschbäume gepflanzt. Dieses Jahr blühten sie besonders früh. Bereits Ende März war der Abschnitt zwischen Ämtler- und Badenerstrasse in ein Blütenmeer aus rosa und weiss getaucht. Was der frühe und meist trockene Frühling so perfekt präsentierte, löste unter Passantinnen und den Besuchern der umliegenden Bars an schönen Tagen Begeisterung und wahre Handyfotowellen aus. Wer will da noch nach Japan reisen, wenn es in der Nachbarschaft solch aufregende Stadtbäume zu sehen gibt? Es sind übrigens rote und weisse Vogel- und Zierkirschen, wie der Strassenbaumliste von Grün Zürich entnommen werden kann. Besonders hübsch waren diese Farbspiele an der Kreuzung Berta- und Zentralstrasse. Waren, denn die Pracht ist schon wieder vorbei – bis zum nächsten Jahr!
Apropos Kreuzung Berta-/Zentralstrasse: haben Sie den TV-Spot «Vorsicht beim Vortritt» gesehen und ist Ihnen etwas bekannt vorgekommen? Ja, Sie haben recht, auch das ist die besagte Kreuzung, einfach ohne blühende Kirschbäume – dafür mit Raumschiffen: http://vorsicht-vortritt.ch/de/kampagne/
So kitschig zeigt sich Wiedikon nur im Frühling.
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Zuvorderst beim Sächsilüüte
Veröffentlicht am: 25.04.2014
Die Zunft zu Wiedikon ist eine der ältesten Institutionen im Quartier. QN3 schaute kurz vor dem Sächsilüüte hinter ihre Kulissen.
Text: Ivo Mijnssen, Foto: ZVG
Der Zunftkalender bewegt sich mit jedem Tag dem Höhepunkt des Jahres zu – dem Sächsilüüte. Auch in der Quartierzunft zu Wiedikon laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Den Reden wird der letzte Schliff verpasst, das Zunftkostüm wird aus dem Schrank geholt, die Reiter üben für den Umritt um den «Böög», und der «Falken»-Saal wird zur Zunftstube hergerichtet.
Der Sächsilüüte-Montag selbst beginnt früh für die Zünfter: Ab acht Uhr Aufsetzen der Perücken, um 9.15 Uhr Versammlung im Zunftsaal des Restaurant Falcone, ab halb zehn Empfang der Ehrengäste und anschliessend Begrüssung durch den Stubenmeister und Rede des Zunftmeisters. Nach dem Mittagessen werden die Reden der Ehrengäste erwartet. Dieses Jahr heissen die Wiediker unter anderem die St.Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter und Armeechef André Blattmann willkommen. «Von den Ehrengästen wird jeweils ein Geschenk oder eine Einladung erwartet», erklärt Hansruedi Frischknecht, seit 1996 Zunftmitglied und ehemaliger Kirchgemeindepräsident Wiedikons. Er freut sich bereits auf einen möglichen Besuch vielleicht in der Stiftsbibliothek in St. Gallen oder auf einem Armeeflugplatz.
Die Reden können durchaus politisch sein, sollten aber auch Humor enthalten. Beim Besuch bei anderen Zünften nach dem Sächsilüüte-Umzug ist das gegenseitige Hochnehmen ein wichtiger Teil des Rituals. «Nur verletzend sollte man nicht werden», stellt Frischknecht klar – wobei Witze über Bauchumfang oder übermässigen Alkoholkonsum durchaus erlaubt sind. Während des Umzugs treten die Wiediker vor allem mit ihrer 27 Pferde umfassenden Reiterei in Erscheinung – einer der grössten in der Stadt. Die Wiediker übernähmen jeweils abwechselnd mit den Zünften zum Kämbel und zum Weggen die Spitze des Umzugs, erzählt Frischknecht. Nach dem Umritt um den «Böög» und dem Nachtessen begibt sich der «Auszug» wiederum in die Stadt. Mit Musik und den mit dem jeweiligen Familienwappen geschmückten Laternen werden jeweils drei Zünfte besucht.
Die Zunft zu Wiedikon gibt es bereits seit 1897; sie wurde im Zuge der Eingemeindung Wiedikons in die Stadt gegründet. Im Gegensatz zu den traditionelleren, historischen Zünften sind die Quartierzünfte nicht an Berufe gebunden – entsprechend divers ist auch der Hintergrund der Mitglieder. Prestigemässig kommt sie denn auch nicht ganz an die mittelalterlichen Zünfte heran, gesteht Frischknecht: «Wir wollen aber nicht versnobbt daherkommen.»
Dennoch ist die Zunft exklusiv, nimmt etwa keine Frauen als Mitglieder auf und begrenzt die Anzahl Zünfter auf maximal 130. Auch stellt sich die Frage, wie zeitgemäss die selbst definierte Aufgabe, «den ‚Dorfgeist’, die unverwechselbaren Gesichtszüge und Eigenheiten ihrer engsten Heimat in die Gegenwart und Zukunft hinüber zu retten», in einem sich schnell wandelnden Stadtteil noch ist. Und doch: Nachwuchsprobleme haben die Zünfter keine – und faszinierend sind die Zunfttradition und das Sächsilüüte allemal.
Die Spitze der Wiediker Reitergruppe beim Umritt um den Böögg auf dem Sechseläutenplatz.
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