Lily’s statt Sexshop
Im ehemaligen Sexshop am Lochergut zieht das Restaurant Lily’s ein. Die neuen Mieter wollen zu einem Treffpunkt für das Quartier werden und profitieren gleichzeitig von der Aufwertung zwischen Kalkbreite und Bertastrasse.
Text: Ivo Mijnssen, Bild: zVg
Lange stand das Ladenlokal am Lochergut nach dem Auszug des Sexshops leer – und lange wurde spekuliert, wer neu einzieht. Nun ist klar: Das Restaurant Lily’s eröffnet eine neue Filiale – die zweite in Zürich und die dritte in der Schweiz. Beim Baustellenbesuch erstaunen die Grosszügigkeit des halbrunden Raumes und seine hohen Decken. Hundert bis Hundertzwanzig Plätze soll das Restaurant bieten, wenn es im Sommer 2015 seine Tore öffnet. Bei schönem Wetter kommen weitere fünfzig Plätze im Freien dazu.
Rasante Aufwertung
Cello Rohr von der Zürcher Gasometer AG, die neben Lily’s auch Lokale wie das Italia, die Markthalle und das Josef betreibt, will einen Treffpunkt für das Quartier schaffen. Er hofft, dass Quartierbewohner und Büroangestellte aus der Umgebung hier zu Mittag essen. Am Vor- und Nachmittag solle aber auch die Möglichkeit bestehen, gemütlich einen Tee zu trinken. Abends zählt man auch auf hungrige Kinogänger des nahen Houdini: «Wie schon im Kreis 5 positionieren wir uns direkt neben einem Kino. Das passt», ist Rohr überzeugt.
Mit dem Lily’s kommt ein relativ gewichtiger Akteur in eine sich schnell wandelnde – manche würden sagen «gentrifizierende» – Ecke des Quartiers. In die Neubauten und renovierten Häuser an Weststrasse, Kalkbreite und Bertastrasse sind in letzter Zeit Hunderte von tendenziell kaufkräftigen und jungen Leuten gezogen. Sie bilden die Kundschaft der vielen hippen Bars und Restaurants – und nicht zuletzt auch jene von Lily’s. Dessen ist sich auch Rohr bewusst: «Wir können die Gentrifizierung nicht aufhalten, aber verantwortungsvoll mitgestalten», sagt er.
Angesichts der Tatsache, dass neben Lily’s offenbar auch eine bekannte amerikanische Fastfood-Kette in der Endausscheidung um das Lokal am Lochergut stand, darf die jetzt gefundene Lösung als quartierverträglich betrachtet werden. Dennoch sorgte das Auswahlverfahren auch für Unruhe im Quartier: So schrieb die Vermieterin Immo Riesbach das Ladenlokal vor einem Jahr für 880 Franken pro Quadratmeter aus – 15'500 Franken Monatsmiete (qn3 berichtete). Kleinere Bewerber aus dem Quartier konnten da nicht mithalten. Möglicherweise auch aufgrund dieser Irritationen ist die Immo Riesbach aber den neuen Mietern in den Verhandlungen stark entgegengekommen, vor allem indem sie einen Teil des Innenausbaus übernahm. Den jetzigen Preis hält Rohr deshalb für vergleichsweise fair, weshalb für Lily’s kein Grund für Gewinnmaximierung um jeden Preis am Lochergut besteht.
Das neue Lily’s am Lochergut – im Rohbau.