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An der Ecke Berta- Zurlindenstrasse sollen viele Bäume gefällt werden.

Kirschblütenallee bedroht

Zurzeit sind im Sihlfeld umfangreiche Strassenarbeiten im Gange. Das Tiefbauamt überprüft gleichzeitig den Gesundheitszustand von 295 Bäumen. Dagegen regt sich nun Widerstand im Quartier.


Pete Mijnssen (Text und Fotos)

Die Strassenabschnitte im Bereich der Berta-, Goldbrunnen-, Rotach-, Gertrud-, Zurlinden-, Zentral- und Martastrasse sind zurzeit wegen umfangreicher Kanalisations- und Wasserleitungsarbeiten eine Grossbaustelle. Begonnen haben die Arbeiten im vergangenen September und dauern bis Sommer 2023. In den betroffenen Strassenabschnitten befinden sich auch 295 Baumstandorte. Wie das Tiefbauamt betont, sind «viele der Bäume aufgrund ihres Blättervolumens wertvoll für das Stadtklima oder haben wegen ihrer Blütenpracht zur Kirschblütenzeit einen hohen gestalterischen Wert». Dennoch müsste rund ein Drittel der 295 Strassenbäume spätestens bei Baubeginn entfernt werden. Die Stadt verspricht, «jeden Baum mit einem vitalen Jungbaum zu ersetzen und den Bestand im Quartier mit 60 zusätzlichen Bäumen zu erhöhen».

Was heisst «krank»?
Gründe für das Fällen der Bäume sind laut Stadt «ungünstige Standortverhältnisse in Verbindung mit Baumarten wie Robinie und Blutpflaume» sowie die massiven Schneefälle im Januar 2021 an Berta- und Rotachstrasse. Durch den Druck der Schneelast sind zahlreiche Äste abgebrochen oder zerstört worden.
Die Ankündigung löste Proteste unter AnwohnerInnen aus. Eine Person schrieb in einem Mail an das Tiefbauamt, sie sei «entsetzt, dass das Tiefbauamt und Grün Stadt Zürich in unserem Quartier ca. 90 Bäume fällen will». Mit dem Argument, es müssten Bäume gefällt werden, «deren Wurzeln zu stark mit dem Asphalt verwachsen sind», liessen sich faktisch alle älteren Bäume umtun. Mit den immer heisseren Sommern sei die Stadt auf schattenspendende Bäume in der Stadt angewiesen, betonte auch Stadtrat Richi Wolff an einer kürzlichen Quartiervereinsveranstaltung. Dafür hat das Tiefbauamt eigens ein Projekt mit dem Namen «Fachplanung Hitzeminderung» aufgegleist. Dennoch haben die Baumfällpläne der Stadt auch die beiden Politiker Markus Knauss und Gabi Petri auf den Plan gerufen. Sie intervenierten bei der Stadt, führten mit einem erfahrenen Grünraum-Experten eine gemeinsame Besichtigung durch und konnten durchsetzen, dass die ursprünglich längere Liste für den Moment reduziert wurde.

 


Am Anfang der Bertastrasse ist der Baumbestand schon ausgelichtet.

Keine «Kirschenallee» mehr in den nächsten Jahren
Damit ist vorläufig Ruhe eingekehrt. Die Diskussion wird dennoch Frühling 2022 weitergehen, wenn die nächste Runde im Geviert Rotach-, Goldbrunnenstrasse aktuell wird. Zwar verspricht die Stadt, 60 zusätzliche Bäume im Quartier zu pflanzen, insbesondere in der Marta- und Goldbrunnenstrasse, wo heute noch keine Bäume stehen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den nächsten Jahren vor allem an der Berta- und Zurlindenstrasse im Frühling nur noch eine kleine Kirschblütenpracht zu besichtigen sein wird, wenn überhaupt. Die «Kirschenallee» entwickelte sich in jüngster Zeit zu einer wahren Tourismus-Attraktion. Die neu gepflanzten Bäume werden aber frühestens in zehn Jahren wieder ihr Blüten- und Blätterwerk voll entfalten.

Mehr Informationen:
stadt-zuerich.ch/bertastrasse
https://www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/planung-und-bau/fachplanung-hitzeminderung.html