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Herbststimmung vor dem Chornlade am Idaplatz.

10 Jahre öko, bio und fair am Idaplatz

Vor zehn Jahren eröffnete der Chornlade eine Filiale in Wiedikon. Inmitten angesagter Lokale rund um den hippen Idaplatz ist er inzwischen zur Institution geworden. Wie geht es ihm heute?


Text: Pete Mijnssen | Foto: zVg

Uwe Grützner setzt sich an den Tisch im Café Piazza, so wie man ihn kennt: bescheiden und unaufgeregt, aber mit viel Wissen. Seit über 25 Jahren ist er Teil der Chornlade-Genossenschaft und Geschäftsleiter am Idaplatz. Er erzählt von der wechselvollen Geschichte der «alternativen» Bioläden und Quartierläden, so wie der Chornlade sich heute positioniert.

Lukrative Pandemie

Etwa von den harzigen ersten fünf Jahren am Idaplatz und von der anstrengenden, aber auch «lukrativen» Pandemiezeit 2020/2021. Damals, als der «Chola», wie er im Volksmund heisst, als systemrelevantes Geschäft nicht nur Kund:innen bedienen durfte, sondern auch Hauslieferungen für vulnerable Personen machte.

Ein Dämpfer folgte mit dem Umzug des Chornlade von der Fierzgasse ins Zollhaus. 2021 eröffnet, musste der Laden nach eineinhalb Jahren bereits wieder geschlossen werden. Als Grund wurde damals die Konkurrenz der Grossverteiler im näheren Umkreis benannt. Eine weiterer Grund war die (zu) hohe Miete, welche man der Kalkbreite Genossenschaft abliefern musste. Diese vertrat die Haltung, dass das Gewerbe die Wohnungen quersubventionieren müsse.

Eine völlig unrealistische Sichtweise, wie Grützner findet: «Der Detailhandel steht heute generell mit dem Rücken zur Wand. Und die Bioläden ja noch viel mehr». Zwar schrieb der Chola Idaplatz in den letzten Jahren schwarze Zahlen. Aber die Situation sei «unruhig» geworden, sagt Grützner.

Spürbare Gentrifizierung

Die Umsatzzahlen deuten heuer auf ein durchzogenes Jahr hin, mit harzigem schlechtem Start und einem besseren zweiten Halbjahr. Generell habe die verkehrsberuhigte Weststrasse neben besserer Lebensqualität eben auch zur Gentrifizierung des Quartiers und Vertreibung von Menschen geführt. Viele sind weggezogen. Gleichzeitig werde es schwieriger, eine Stammkundschaft aufzubauen: «Es sind ja nicht nur die Grossverteiler mit ihrem Bioangebot, viel geht für uns auch mit dem Internet verloren», sagt der Geschäftsleiter.

Aufgegeben wird aber nicht. Vielmehr ist Vernetzung angesagt. Wie etwa mit dem POT-Netzwerk, das den Aufbau verschiedener Projekte von nachbarschaftlicher Lebensmittelversorgung unterstützt. Zudem ist der Chola Teil der Genossenschaft Vielgrün, einem Zusammenschluss von zahlreichen Schweizer Bioläden. Diese arbeitet mit regionalen Produzent:innen zusammen und pflegt das Netzwerk von Bio-Pionier:innen aus der Lebensmittelbranche. Neben verbesserten Einkaufsbedingungen wird Wert auf Geschäftstransparenz gelegt. Daraus liest sich ab, dass der Chola umsatzmässig im Schweizer Mittelfeld liegt. Immerhin.

Fragiles Idyll dank sozialem Engagement

Am Schluss weist Grützner nochmals auf die spezielle Situation am Idaplatz hin. Der mieterfreundliche Vertrag sei nur möglich gewesen dank dem sozialen Engagement der Eigentümerschaft. Das sei auch für die nächsten Jahre noch gewährleistet. Alles weitere ist offen. «Dank günstiger Miete können wir an dieser Lage existieren, bei ‘Marktüblichkeit’ wären wir schnell weg vom Fenster», sagt der nachdenkliche Geschäftsführer.

Samstag, 21. Dezember ab 13:30 Uhr: Suppe und Glühwein

www.chornlade.ch